„Dein Wille geschehe“
von Dietmar Sommer
Ein persönliches Bekenntnis zum Vertrauen in Gott
Meine Erfahrungen und Gedanken aus schweren Krankheitstagen.
In jedem Gottesdienst beten wir im Vaterunser den Satz „Dein Wille geschehe“. Doch erst in Momenten der Herausforderung wird klar, was dieser Satz wirklich bedeutet. Es verwandelt sich von einer bloßen Phrase in ein tiefes Bekenntnis. Die Unterstützung und Fürsorge von Menschen, die für uns beten oder uns auf andere Weise im Gedächtnis halten, sind dabei von unschätzbarem Wert.
In schwierigen Zeiten, wie der Konfrontation mit einer möglicherweise beunruhigenden medizinischen Diagnose, wird die Bedeutung des Vertrauens in Gott besonders spürbar. Es ist menschlich, Momente der Angst oder Unsicherheit zu durchleben. Doch selbst in diesen Momenten, in denen der Glaube auf die Probe gestellt wird, können die Zuversicht und das Vertrauen in Gottes Führung und Vorsehung Trost und Kraft spenden.
Der Gedanke, dass „da noch etwas ist“, mag zunächst beängstigend sein. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wird oft eine innere Stärke und Entschlossenheit geweckt, den Herausforderungen des Lebens mutig entgegenzutreten. So kann das Gebet „Dein Wille geschehe“ in solchen Momenten zu einem lebensnahen Ausdruck des Vertrauens und der Hingabe an Gottes Plan werden.
Möge es in diesen Zeiten, in denen die Worte schwer über die Lippen kommen, Trost spenden, zu wissen, dass man von Fürsorge und Gebeten umgeben ist. Die Gewissheit, dass man nicht allein ist und auf göttlichen Beistand vertrauen kann, kann Licht in dunkle Stunden bringen und den Weg durch schwierige Situationen erhellen.
Diese Gedanken wurden durch einen lieben Gruß von unseren Nachbarn im Haus ausgelöst. An verschiedenen Abenden wenn Christine aus dem Klinikum nach Hause kam, fand sie nette Kleinigkeiten oder Gedanken vor der Wohnungstür. Wohl dem, der solche Mitbewohner im Haus hat.
Das Gebet eines kranken Menschen lässt mich seitdem nicht mehr los:
Gebet eines kranken Menschen
Vater, es fällt mir schwer, zu sagen: „Dein Wille geschehe.“
Ich bin niedergeschlagen und habe keinen Mut mehr.
Die Schmerzen sind unerträglich.
Alles, was mein Leben ausgemacht hat, scheint mir weit weg:
die Menschen, die zu mir gehören, meine Arbeit,
meine Freuden, mein ganz alltägliches Tun.
Auch wenn ich mutlos bin, Herr, ich will versuchen, Ja zu sagen zu dem,
was ist: zu meinen Schmerzen, zu meiner Schwäche, zu meiner Hilflosigkeit.
Ich will alles ertragen, so gut es geht. Lass mein Leiden nicht umsonst sein.
Vielleicht nützt es denen, die für dich arbeiten und kämpfen.
Dein Wille, geschehe. Dein Sohn hat am Kreuz gezeigt,
dass Leiden nicht umsonst ist.
Ich danke dir, dass ich das weiß. Segne mich, Vater.
Segne alle Menschen, die mir Gutes tun und mir helfen.
Segne alle, die wie ich leiden müssen.
Und wenn du willst, lass mich und die anderen gesund werden.
Aus dem Gotteslob von 1975